Kompliment
Übrigens ...
… bringen nette Worte manchmal mehr als mitleidheischende – auch bei eisigen Temperaturen. „Eine Frau mit so schönen Augen hat doch bestimmt ein paar Cent“, sagt ein Bettler, der im Schneetreiben in der Innenstadt steht. Beim Griff zur Tasche fragt man sich, wieso man freudig lächelt, ist der Zweck des Kompliments doch mehr als offensichtlich.
Ein Kompliment sollte individuell und ehrlich sein, heißt es in Frauenzeitschriften. Ist das so?, überlegt man und denkt an die Freundin, die von ihrem Mann jeden Tag ein Kompliment verlangt. Vergisst er es, erinnert sie ihn am Abend daran und freut sich über das „Du siehst toll aus“, das er im Halbschlaf vor sich hinmurmelt.
In den USA ist daraus sogar eine Geschäftsidee entstanden: Hier kann man einen täglichen „Du bist spitze“-Anruf abonnieren – gegen Bezahlung. Das soll die Laune heben.
Ein paar nette Worte tun eben gut, vor allem an kalten und grauen Tagen. Da spielt es auch keine Rolle mehr, was der andere sich davon verspricht. Und während man noch versonnen im Geldbeutel kramt, kommt ein zweiter Bettler dazu. „Und die Frisur – der totale Wahnsinn“, sagt er.
Mannheimer Morgen, 6. Dezember 2010
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